Am Wochenende bin ich in die Winterwander-Saison gestartet. Um die neuen Schneeschuhe auszuprobieren, habe ich eine leichte Winterwanderung ausgesucht, das größtenteils auch ohne Schneeschuhe machbar: den Wallberg. Und wenn man schon mit Öffis unterwegs ist, warum nicht gleich die Überschreitung von A nach B. Da ich gern früh unterwegs bin, bin ich entsprechend der Busverbindung (ab Tegernsee) von der Talstation der Wallberg-Bahn rauf und zur Kistenwinterstube runter. Andersrum wäre es vielleicht empfehlenswerter (dazu mehr unten im Text).
Mit den Öffis zum Tegernsee und Wallberg
Mit der BRB (Bayerische Regionalbahn) ging es – angenehm leer – um 7:17 Uhr ab München Harras (bzw. 7:04 ab Hbf.) nach Tegernsee. Aus dem Fenster schauend sieht man den Tag beginnen. Wunderschön, wie der Himmel über den weißen Schneefeldern langsam von tiefem Blau über Lila immer heller wird!
In Tegernsee angekommen geht es direkt im Anschluss weiter mit dem RVO-Bus über Rottach-Egern zur Wallberg-Bahn Talstation. Ankunft ca. 8:45 Uhr. Hier herrscht schon etwas Treiben, da die Bahn fährt und die berühmte Rodelbahn vom Wallberg bis ganz runter geöffnet ist, aber es ist für einen Schönwetter-Sonntag noch angenehm ruhig.
Aufstieg von der Wallbergbahn Talstation
Direkt zwischen Seilbahn und Parkplatz startet geradeaus der geräumte bzw. planierte Winterwanderweg. Hier braucht man höchstens Grödeln wenn es mal vereist ist. Auf einer Forststraße schlängelt er sich in Serpentinen den Nordhang des Wallbergs hinauf. Bis auf ganz wenige Stellen ist er recht lawinensicher, da er durchwegs im Wald verläuft. Dennoch öffnen sich immer wieder Ausblicke auf den Tegernsee und die von der ersten Morgensonne angeleuchteten Gipfel gegenüber. Um diese Uhrzeit geht man hier natürlich noch im Schatten – umso mehr habe ich mich über den ersten Sonnenstrahl im Gesicht gefreut!
Und oben erst! Der Winterwanderweg kommt auf dem Sattel zwischen Wallberg und Setzberg raus. Hier hat man die Qual der Wahl: rechts Setzberg, links Wallbergkapelle und Wallberg-Gipfel. Zwar waren fleißig Skitourengeher auf den Setzberg unterwegs, aber der Aufstieg im Schatten und auch die Lawinensituation mit stark eingeblasenem Schnee dort oben hielten mich davon ab.
Eine Alternative wäre auch erstmal eine Einkehr in dem gemütlichen Berghotel „Altes Wallberghaus“ mit schöner Terrasse. Aber das war mir noch zu früh. Und die Aussicht am Gipfel lockte zu sehr.
Wallberg Gipfelanstieg
Während ich im Aufstieg noch fast alleine war, ist ab dem Sattel schon wesentlich mehr los. Gemeinsam mit Wanderern, Rodlern, Skitourengängern und Seilbahnfahrern steige ich zur Wallberg-Kapelle auf. Hier schon ist die Aussicht grandios! Auch lohnt ein Blick in die Kapelle – den Vorraum ist offen und ermöglicht einen Einblick.
Den Trubel rund um die Bergstation und das Panoramarestaurant lasse ich schnell hinter mir. Kurz danach, an der kleinen Bergwachthütte an Hang, beginnt der Gipfelaufstieg zum Wallberg. Ein schmaler aber ausgetretener Steig führt um einen Hang herum auf eine offene Fläche mit einer Almhütte. Links von dieser geht es nun steil durch Latschen und Felsen. Die Spur war gut ausgetreten, mit großen Stufen, aber womöglich ist es auch mal heikel – je nach Verhältnissen. So erreicht man mühsam (aber schön spannend) den Vorgipfel.
Was für eine Schau! Sonne pur, allerdings auch ein eisiger Wind, und ein großartiges Panorama ringsum. Das hat sich gelohnt! Man ist hier zwar schon fast gleichauf mit dem Gipfel, aber der muss dann doch noch sein: etwas zurück und nordseitig auf ausgetretener Spur umrundet man den Felsaufbau und müht sich dann vorsichtig (Grödeln hilfreich!) die zum Teil glatten Felsen hinauf bis zum Gipfelkreuz.
Freiheit mit Öffis
Nach kurzer windiger Gipfelrast geht es denselben Weg erstmal vom Gipfel zurück bis zur Kapelle. Direkt hinter dem Gipfel bestaune ich zunächst nochmal die tiefen Felsenlöcher auf der linken Seite – ein kleines Labyrinth mit wunderschönen Eisformationen und vom Wind geformten Zapfen und Stacheln. Was die Natur doch für eine Schönheit hervorbringt!
Kurz nach der Bergstation schaue ich nochmal nach Süden runter – hier sieht man gut in die Hänge, die beim Abstieg zur Kistenwinterstube zu queren sind. Einige offene Schneemäuler verunsichern mich, aber der kritischste Hang ist bereits so von Skitourengehern eingefahren, dass ich die Lawinengefahr als vertretbar einstufe. LVS-Gerät habe ich an und LVS-Ausrüstung selbstverständlich dabei, aber ihre Verwendung will ich natürlich grundsätzlich vermeiden.
Diese Entscheidungsfreiheit ist das Wunderbare an Touren mit den Öffis, egal ob Winterwandern oder Skitouren. Man steigt erst einmal auf und kann dann oben je nach Lust und Laune, vor allem aber je nach Schnee und Lawinenlage sich den Weiterweg aussuchen. Auf Skitour ist es besonders schön, wenn man sich die Abfahrt oder die weitere Tour nach Schneebeschaffenheit aussuchen kann, und nicht unbedingt zum Ausgangspunkt zurück muss. Wenn in die andere Richtung z.B. der schönste Pulverhang lockt, hat man so die Freiheit, ihn zu genießen.
Abstieg zur Kistenwinterstube
An der Wallberg-Kapelle nehme ich den oberen Weg, der direkt rechts an der Kapelle vorbeiführt. Da ich die Schneeschuhe dabei habe und ausprobieren möchte, verlassen ich nach der Kurve die breite Fußgängerspur und tauche in den fluffigen tiefen Pulver ein. Ich halte mich dabei am Rand der Bäume direkt auf dem Kamm – was mir eh sicherer erscheint als der Wanderweg bzw. die Skitouren-Aufstiegsspur, die etwas unterhalb verläuft und den Hang quert.
Vom Rücken herunterkommend stoße ich auf die Skitouren-Aufstiegspur, die z.T. auch schon von Fußgängern benutzt wurde. Aber ich bin froh um die Schneeschuhe, denn so zerstöre ich nicht die Spur, und es ist auch für mich weniger mühsam.
Zügig quere ich die manchmal heiklen Hänge und komme zu einer wunderschön gelegenen Almhütte. Fast die gesamte Abstiegsroute verläuft in der Sonne. Alles ist dick verschneit und ein wahres Winterwonderland! Die Landschaft hier ist wunderschön: Es geht über sanfte Hänge, durch teils lichten Wald und an einem gurgelnden Bach entlang. Kurz vor Ende kommt man sogar an dem sehenswerten Sibli-Wasserfall vorbei.
Einkehr und Rückfahrt via Rottach-Egern und Tegernsee
Im Abstieg komme ich auch an der Kreuzung vorbei, wo es Richtung Risserkogel / Plankenstein geht. Das erinnert mich an wunderschöne Skitouren-Erlebnisse auf der Plankensteinrunde – auch sehr empfehlenswert mit Öffis!
Das letzte Stück Forststraße nun ist auch wieder Rodelbahn, aber der Betreib hält sich in Grenzen, da keine Einkehr oder gar Bergbahn lockt wie vorne auf der Wallberg-Nordseite. Dennoch muss ich beinah zur Seite springen, als drei wilde Rodler an mir vorbeisausen. schön, wie hier alle ihre Freude an dem tollen Wintertag haben ;-).
An der Fahrstraße angekommen (die Straße von Rottach-Egern Richtung Moni-Alm und in die Valepp), ziehe ich die Schneeschuhe aus und hoffe, nicht allzu lange auf den Bus warten zu müssen. Denn ich war mal wieder zu faul, rechtzeitig vorher auf den Fahrplan zu schauen. Aber es ist nicht kalt und auch erst 13:45 Uhr, also noch früh genug, dass auf jeden Fall ein Bus fährt. Bevor ich aber zur Haltestelle komme, treffe ich wieder auf die drei Rodler, drei junge Burschen, die mich bitten, ein Foto zu machen. Aber gerne doch – nur falls just in dem Moment der Bus kommen sollte würde ich losrennen ;-).
Doch das ist nicht nötig. 14:02 Uhr fährt der Bus angeblich – das passt perfekt. Während ich warte beobachte ich den wiedermal überfüllten Parkplatz Kistenwinterstube. Sogar die schmale Fahrstraße ist schon zugeparkt – ein Egoismus in den Bergen, das ist traurig. Prompt werde ich in meinen negativen Gedanken unterbrochen und eines Besseren belehrt: Das Auto mit den drei Jungs hält vor mir, ob ich nicht mitfahren wolle. Wie nett!
Die kurze Fahrt ist nett, denn die drei sind neu in der Gegend und freuen sich über weitere Rodel-Tipps. Und ich freue mich, in Rottach-Egern noch gut Zeit für eine Einkehr zu haben. Da der Bus nach Tegernsee mindestens stündlich fährt, mache ich es mir im Café „Max I. Joseph“ gemütlich und genieße in Ruhe heißen Orangen-Punsch und ein Riesenstück leckeren Schokokuchen (zu spät erfahre ich vom Nachbartisch, dass hier die Schwarzwälder Kirschtorte berühmt sein – und das für mich als Schwarzwälder Mädel! Next time 😉 ).
Fazit & Tipp: Wallberg von zwei Seiten
Sosehr ich bisher den Wallberg gemieden habe, muss ich jetzt gestehen, dass ich ihm Unrecht getan habe. Sicher ist die Tour nichts für Einsamkeits-Suchende, obwohl ich auf dem Weg jeweils fast allein war. Aber sie ist abwechslungsreich mit ganz unterschiedlichen Aspekten. Der nordseitige Winterwanderweg vom Weg her eher langweilig, aber dafür immer wieder schöne Aussicht auf den Tegernsee und zudem für jedermann auch ohne Ausrüstung machbar. Oben ein weites Plateau und tolle Aussicht, sowie Einkehrmöglichkeit. Dann ein gar nicht so wenig anspruchsvoller Gipfel, der das Ganze „würzt“. Und südostseitig eine wunderschöne Landschaft auf der Route von/zur Kistenwinterstube.
Wegen der Sonnenrichtung ist sicher ein Aufstieg über diese Route und dann der Abstieg nordseitig eine bessere Idee. Zumal ich den Abstieg auch mit Stirnlampe für möglich erachte. Und man könnte sogar einen Abstecher zur Wallgerbmoos-Alm auf einen Absacker machen – sicher lohnenswert.
Die vielen Optionen, die Entscheidungsmöglichkeiten an jeder Weggabelung – das ist ein tolles Freiheitsgefühl. Dieser große Vorteil der Fahrt mit den Öffis, dass man seinen Weiterweg, die Abfahrt/ den Abstieg frei wählen kann je nach Schneesituation und eigener Lust und Kondition, ist einfach klasse. Ganz zu Schweigen von dem (erlaubten) Glühwein vor der Heimfahrt und dem anschließenden Nickerchen im warmen Zug, während andere im Stau stehen.
Ausrüstung
Ob Schneeschuhe und LVS-Ausrüstung nötig sind? Für die Skiroute ab/nach Kistenwinterstube würde ich sagen erstere empfehlenswert, letzteres auf jeden Fall. Nach den ersten Hängen oben ist unten der Weg deutlich breiter, die gesamte Forststraße gespurt. Dennoch fand ich es mit Schneeschuhen eindeutig angenehm, denn zu Fuß wäre es arg mühsam und die fabrizierten Löcher zu groß. Grödeln empfehle ich sicher – auch für den Winterweg von der Talstation. Und wer will, kann natürlich auch noch den Rodel hinaufschleppen für die rasante Abfahrt vorne.
Übrigens findet ihr die Routenbeschreibung auch im Rother Wanderbuch »Winterwandern Bayerische Alpen«.
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