Wandern mit Hund auf die Hündeleskopfhütte:
Tourenplanung zum Wanderbuch »Wandern mit Hund Allgäu«

Ein Gastbeitrag von Autorin Petra Knobling.

Touren für mein Wanderbuch »Wandern mit Hund Allgäu« hatte ich als gebürtige Allgäuerin einige im Kopf. Tatsächlich könnte ich jetzt gleich noch ein Wanderbuch schreiben. Weil ich in meiner Kindheit und Jugend aber ohne Hund unterwegs war, ging es nun vor allem darum, die Wanderungen auf ihre Hundetauglichkeit zu testen. Und die Einkehrmöglichkeiten auf ihre Hundefreundlichkeit.

Auf Recherchen zu meinem Wanderbuch entdeckte ich eines Tages im Internet eine ganz besondere Gastwirtschaft: die Hündeleskopfhütte bei Pfronten. Sie ist die erste vegetarische Hütte in den Alpen und was ich auf der Homepage darüber lesen konnte, überzeugte mich gleich. Die Philosophie der Wirtin und wie sie selbst beschrieben wird, waren mir so sympathisch, dass wir uns eines Tages bei Nieselregen auf dem schnellsten Weg zur Hütte machten, um diese »auszuprobieren«. Dass Hunde willkommen sind, wusste ich schon, aber mit so viel Freundlichkeit hatte ich nicht gerechnet. Meine Hündin Nea war hier nicht nur geduldet, sie war zu Gast. Und fand einen neuen Freund: Hüttenhund Lucky, der sich wohl ein bisschen in meine Kleine verliebte.

Aussichtspunkt über Pfronten mit Blick auf den Falkenstein. Foto Copyright: Petra Knobling
Aussichtspunkt über Pfronten mit Blick auf den Falkenstein. Foto Copyright: Petra Knobling

Das Geheimnis der Hündeleskopfhütte

Seither war ich einige Male auf der Hündeleskopfhütte und was mich immer wieder fasziniert: Die Uhren ticken dort anders. Ich setze mich in die gemütliche Stube oder auf die schöne Aussichtsterrasse und es kann noch so voll sein – ich werde gaaaanz ruhig. So ruhig, wie ich es noch nie mit Yoga oder einer Meditation geschafft habe. Und auch den anderen Gästen scheint es so zu gehen, alle wirken so freundlich und gelassen. Was ist los da oben? Liegt es an der bezaubernden Aussicht oder den ätherischen Ölen aus dem Wald, dass plötzlich alle einen Gang zurückschalten? Sind es die besonders guten Zutaten im Essen oder all die liebevollen Details, mit der die kleine Hütte dekoriert ist? Es wird noch ein bisschen dauern, bis ich das Geheimnis lüften werde.


Routensuche rund um Alpspitz und Edelsberg

Nun wollte ich ja ein Wanderbuch schreiben und keinen Hüttenführer und deshalb galt es nun, eine Tour um die Hündeleskopfhütte herum zu planen. Diese sollte weder zu kurz noch zu lang sein und sowohl Vier- als auch Zweibeinern zusagen. Die Entscheidung fiel auf den Edelsberg und zwar von Röfleuten aus, weil das die weniger begangene Variante ist. Und natürlich, weil man die Einkehr dabei gut integrieren kann. So als wäre diese nur ganz zufällig am Weg.

Wir machten uns also eines Tages bei schönstem Sonnenschein auf und wanderten meist auf Forstwegen und häufig im Schatten von Bäumen in Richtung Gipfel. Die Ausblicke, die sich auf der Tour immer wieder auftun – von der Zugspitze bis zum Hochvogel und auf die Ostallgäuer Seenlandschaft – sind phänomenal. Das letzte Stück auf den Edelsberg führt auf einem Bergpfad über Weideflächen. Den Gipfel schmückt ein schlichtes Holzkreuz und eine Infotafel gibt Auskunft über die zahlreichen Berge, die man von hier überblickt. Für mich ist der Edelsberg ein Stück Kindheit. Da ich diese in Marktoberdorf im Ostallgäu verbracht habe, stand dieser Berg des Öfteren auf dem Programm und es war das erste Mal seit Jahrzehnten, dass ich wieder dort oben stand.


Waldbaden auf dem Weg zur Hündeleskopfhütte

Vom Gipfel geht es wieder über Weidepfade bergab und dann ein langes Stück auf Forstwegen durch den Wald. Hier ist es recht einsam und vor allem an sonnigen Tagen duftet es wunderbar würzig nach Fichtennadeln und Waldboden. Die Ruhe, die Vogelgeräusche und mein Hund, der ganz im Hier und Jetzt versunken ist, tun ihr Übriges. Ich kann immer besser verstehen, warum in Japan Waldbaden als Teil der Gesundheitsvorsorge etabliert ist. Kurz vor der Hütte ist wieder etwas Konzentration gefragt, um die Orientierung nicht zu verlieren und den richtigen Forstweg einzuschlagen. Und dann taucht sie am Rand eines Waldweges auf, unterhalb des kleinen Hündeleskopfes auf einer Lichtung: die Hündeleskopfhütte. Von den Waldwegen bereits entspannt, werde ich noch einmal ruhiger… OMMMM.


Hütten-Schmankerl:
Allgäuer Kässpatzen oder selbst gebackener Kuchen?

Nun hat man die Qual der Wahl. Kässpatzen mit bestem Allgäuer Bergkäse oder doch lieber ein Stück selbst gebackenen Kuchen und fair gehandelten Kaffee?  Oder beides? Schließlich geht es von hier zum Parkplatz nur noch bergab. Wobei das erste Stück durch den Wald durchaus abenteuerlich und steil ist. Für Hunde kein Problem, wir Menschen müssen schon ein bisschen aufpassen. Wieder im Tal angekommen, wandern wir gemütlich auf der sogenannten Wasserläuferroute der Wandertrilogie Allgäu zum Ausgangspunkt in Pfronten-Röfleuten. Dort können wir durchaus stolz auf uns und unsere Vierbeiner sein: Fast 13 km und 800 Höhenmeter haben wir geschafft. Übrigens: Die ausführiche Tourenbeschreibung gibt es natürlich in meinem Wanderbuch »Wandern mit Hund Allgäu« (Tour 5, Edelsberg 1630 m).

Nur eines fehlt noch: Das Geheimnis um die langsamer laufende Zeit auf der Hütte haben wir noch nicht gelüftet. Dabei wird mir jemand auf die Sprünge helfen, der in Bayern nicht ganz unbekannt ist: Der Schmidt Max.


Schmidt Max, der Hund und der Berg

Als ich das letzte Mal meine Lieblingshütte bei Pfronten besuchte, war ein Team vom Bayerischen Rundfunk dabei. Für die Folge »Schmidt Max, der Hund und der Berg« aus der Sendung freizeit durften meine Hündin Nea und ich mit dem Schmidt Max auf Tour gehen und in der Hündeleskopfhütte einkehren.

Dort saßen wir nun mit dem ganzen Team, hungrig nach einem halben Drehtag und freuten uns auf das Essen. Alle anderen Tische waren auch besetzt, ein paar Gäste waren extra gekommen, um den Schmidt Max live zu sehen. Dennoch entstand auch jetzt keine Hektik. Ich fragte Max, ob es ihm ebenso erginge wie mir, dass der Puls immer langsamer wird, sobald man auf der Aussichtsterrasse Platz nimmt. Er bejahte und lieferte die Erklärung gleich mit: Es liegt an der Wirtin selbst. Ihre freundliche und entspannte Art ist ansteckend.

Nicht verpassen:
Die komplette Folge »Schmidt Max, der Hund und der Berg« wird am Sonntag, 01.10.2023 um 18:45 Uhr
in der Sendung freizeit im BR Fernsehen ausgestrahlt.


Hüttenwirtin Silvia Beyer und die Kunst der Entschleunigung

Silvia Beyer, genannt Silli, stammt von einem Allgäuer Bauernhof und ist seit ihrem 12. Lebensjahr Vegetarierin. Vor einigen Jahren übernahm sie die traditionsreiche Hündeleskopfhütte mit tollem Bergblick und die Leute warnten: Eine vegetarische Hütte, das wird nichts. Dies erwies sich als falsch! Man kann froh sein, wenn man einen der schönen Plätze auf der Aussichtsterrasse oder im behaglichen Inneren ergattert. Die Menschen kommen nämlich, gerade weil es hier vegetarische und vegane regionale Gerichte gibt.

Nun führt Silli diese Gastwirtschaft mit einer zugewandten Art und mit einer scheinbar unendlichen Gelassenheit. Nichts bringt sie aus der Ruhe. Selbst wenn das Fernsehen zu Besuch ist und das Team hungrig aufs Essen wartet, hat sie noch Zeit, mit einer Besucherin über die schöne Tasse zu sprechen, die sich die Frau auf der Hütte gekauft hat. Und wenn dort oben jemand meint, dass er ohne Wurst oder Fleisch nicht zufrieden sein kann, dann soll er eben seinen mitgebrachten Landjäger oder das Wurstbrot auspacken. Silli wird ihn nicht davon abhalten. Leben und leben lassen ist ihre Devise.

Und während ich das so schreibe, bekomme ich das Gefühl, dass es echt mal wieder an der Zeit ist für diese Tour mit Waldbaden und Entschleunigen!

Zur Info:
Die Hütte ist von Donnerstag bis Sonntag geöffnet sowie am ersten Mittwoch des Monats und an Feiertagen. Die Tour ist auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln machbar:  Vom Bahnhof in Pfronten-Ried.


Buchtipp: »Wandern mit Hund Allgäu«

Das Allgäu ist ein Wanderparadies – auch für Hundebesitzer! Doch welche der unzähligen Touren werden auch den unterschiedlichsten Bedürfnissen unserer Vierbeiner gerecht? 40 spannende und abwechslungsreiche Tourenvorschläge hat Petra Knobling für die Region Allgäu mit Tannheimer Tal und Kleinwalsertal in ihrem Wanderbuch »Wandern mit Hund Allgäu« zusammengetragen. Alle Routen sind von der gebürtigen Allgäuerin und ihrer Hündin Nea (Berger des Pyrénées) auf ihre Hundetauglichkeit getestet. 


Weitere Blog-Artikel zum Thema »Wandern mit Hund«

Auf unserem Wanderglück-Blog findest du Tipps zum Wandern mit Hund. Das musst du beachten, wenn du mit deinem Vierbeiner unterwegs bist. Vom richtigen Verhalten bei der Begegnung mit Kühen bis hin zur richtigen Routenwahl beim Wandern mit Hund findest du hier alles.

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Autor

Unsere Autoren schreiben nicht nur Bücher, sondern auch spannende Beiträge für den Rother Wanderglück-Blog. Vielen Dank an die besten Autoren, die es gibt! Vielen Dank, dass ihr so fleißig seid und uns hier auf unserem Wanderglück-Blog tatkräftig unterstützt!

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