Ein Gastbeitrag von Rother-Autor Matthias Schopp.
Unser Autor Matthias Schopp war mit dem Rother-Wanderführer seines Autorenkollegen Thomas Wilken in Bolivien unterwegs. Im ersten Teil seiner spannenden Reise startete er in La Paz, reiste weiter über den Titicacasee und zum ersten Highlight seiner Reise, der Isla del Sol.
In seinem Tourentagebuch begleiten wir ihn auf seinen ersten Touren in den Anden und dabei verrät er uns seine Tipps zu Anreise und Akklimatisierung in dem südamerikanischen Land.
Ankommen in La Paz, 3.625m
Wie bei den letzten beiden Malen gestaltet sich die Anreise in die Anden auch in diesem Sommer langwierig. Über Sao Paolo und Santa Cruz de la Sierra lande ich nach einer insgesamt 54stündigen Ochsentour auf dem Flughafen von El Alto. Die Höhe von 4100 Metern bekommt man direkt beim Gang aus dem Flugzeug zu spüren. Spätestens mit vollem Gepäck werden die meisten zum Ausgang keuchen. Dankenswerterweise holt mich mein langjähriger Freund und Bergpartner ab, und gemeinsam fahren wir mit Taxi und Seilbahn hinab in die Zona Sur zu unserem Hostel in Los Pinos. Der Stadtteil liegt auf “nur” 3350 Metern und ist ideal zum Akklimatisieren.
Am Nachmittag fahren wir nochmal hinauf nach La Paz und vergleichen die Angebote einiger Bergagenturen, schließlich wollen wir unbedingt Boliviens Bergwelt entdecken. Dafür haben wir auch den Rother Wanderführer Bolivien im Gepäck, der bereits etliche Tipps preisgegeben hat.
Wir gönnen uns noch einen weiteren Tag zum Ankommen. Das Seilbahnnetz Mi Teleferico hilft uns bei der Höhenanpassung und ist dazu spektakulär anzuschauen. Natürlich darf auch die Innenstadt von La Paz mit der Basilika, der Calle Sagarnaga und dem berühmten Hexenmarkt nicht fehlen.
Von Copacabana am Titicacasee zum “Cerro Calvario“, 4.011m
Das kleine Städtchen Copacabana liegt auf 3.841m am Titicacasee und ist Namensgeber für den berühmten Strand von Rio de Janeiro.
Die Anreise von La Paz startet am Friedhof oder am Busterminal. Für wenige Euro bringt uns der Touristenbus über El Alto und den Altiplano mit traumhafter Sicht auf die Cordillera Real nach San Pablo, bereits am großen See gelegen. Hier muss eine Schiffspassage hinüber nach San Pedro bewältigt werden. Während der Bus auf eine Art Floß verladen wird, besteigen wir Passagiere ein kleines Boot, das uns in ein paar Minuten ans andere Ufer schippert. Nach einer weiteren Stunde Busfahrt erreichen wir Copacabana und beziehen unser Hostel.
Am Nachmittag unternehmen wir noch einen Spaziergang durch den Ort. Dabei besuchen wir zuerst die berühmte Wallfahrtskirche mit der Madonna, sie ist nationales Heiligtum von Bolivien. Vom Vorplatz mit zahlreichen kleinen Geschäften wandern wir zum Kalvarianberg hinauf. Aus dem Sattel zwischen den beiden Gipfeln lohnt der kurze Abstecher auf den Nebengipfel Cerro Santa Barbara, 3966 m. Der Gipfel des Cerro Calvario, 4011 m, ist gesäumt von Kreuzen, Altären und Verkaufsständen aller Art. Bei einem Kaltgetränk genießen wir den Sonnenuntergang über dem Titicacasee.
Das erste Highlight der Reise: Die Isla del Sol
Abfahrt ist um 9 Uhr. Unsere kleine Schaluppe ist mit ca. 20 Personen besetzt. Wir nehmen auf dem Oberdeck Platz und genießen die Sicht über das tiefblaue Meer der Indios. Eindrucksvoll präsentiert sich die Cordillera Real mit den 6000ern Illampu und Ancohuma. Nach knapp zwei Stunden macht unser Boot in Challapampa fest, dem nördlichen Anleger der Sonneninsel. Wunderschön überquert der Nord-Süd-Weg den zentralen Gebirgskamm. Mehr als eine Stunde begleiten uns zwei Andenkondore, mehr Südamerika geht nicht. Nach etwas mehr als der Hälfte machen wir einen Abstecher auf den Cerro Santa Barbara, 4032 m. Überhaupt ist die Tour bestens geeignet, um die Akklimatisation weiter voran zu treiben. Auch deshalb lassen wir uns viel Zeit und benötigen bis zum südlichen Anleger in Yumani 5 Stunden. Dort besteigen wir um 16 Uhr das letzte Boot und gelangen mit dem Sonnenuntergang nach Copacabana zurück.
Die Isla del Sol gilt zurecht als eines der lohnendsten Ziele in Bolivien.
© Matthias Schopp
Akklimatisierung am “Chacaltaya“, 5.421m
Der Chacaltaya beherbergte einst das höchste Skigebiet der Welt. Bis auf 5395 m fuhren die Lifte zum Südgipfel hinauf. Seitdem der Gletscher abgeschmolzen ist, zeugen einzig zwei heruntergekommene Hütten vom einstigen Glanz. Geblieben ist die Straße, eigentlich nur eine Rumpelpiste, die zu einer Forschungsstation und weiter bis zu den Hütten führt.
Täglich wird der Parkplatz von organisierten Touren angefahren, die jedoch oft nur eine Stunde Freigang gewähren. Bei den Refugios muss man 15 Bolivanos Eintritt zahlen.
Da wir uns so gut es geht akklimatisieren möchten, buchen wir eine Privattour und gönnen uns einen gemütlichen Spaziergang zum 5421m hohen Hauptgipfel, inklusive einer längeren Siesta in der großen Höhe. Einziger Wermutstropfen dieses ansonsten lohnenden Ausflugs ist die Anfahrt durch die Marginalsiedlungen El Altos. Die Straße zum Zongopass ist zu Beginn von Müll, Bauschutt etc. der übelsten Sorte gesäumt. Abgemagerte Hunde wühlen im Dreck nach Essbarem. Der Anblick stimmt traurig.
© Matthias Schopp
© Matthias Schopp
Das Südamerika unserer Träume im Sajama Nationalpark
Wir gönnen uns danach einen vollen Tag zur Regeneration, zum Wäsche waschen und zur Organisation der weiteren Reise. Unsere erste Akklimatisierungsphase sollte soweit abgeschlossen sein. Nun sind wir bereit für den nächsten Schritt, und dieser führt uns in den Sajama Nationalpark.
Der Nationalpark empfängt uns mit 150 Bolivianos Eintrittsgebühr. Rechts der Schotterpiste erhebt sich der Vulkan Sajama selbst, links die Payachatas, die Zwillingsvulkane Parinacota und Pomerape. Eine Unterkunft finden wir im sehr einfachen Hostal Sajama direkt am Ortseingang. Im Zimmer wird es nachts so kalt, dass die Scheiben von innen gefrieren. Praktisch: Wir brauchen meist keinen Wecker, denn das Wasser tropft ab kurz vor acht auf uns herab. Heißes Wasser gibt es weit und breit nur in den Thermalquellen, die wir nach unseren Bergtouren jeweils ausgiebig besuchen.
Bevor der erste Gipfel ansteht unternehmen wir noch eine sehr schöne Akklimatisationstour von einigen kleinen Geysiren zu einem Pass an der chilenischen Grenze. Die bereits in Chile gelegene Lagune auf knapp 5000 m beherbergt zahlreiche Vögel. Auf dem Weg dorthin begegnen uns Lamas, Alpakas, Vicunas, Viscachas und Wildpferde. Das ist das Südamerika unserer Träume.
Wer jetzt Lust auf Bolivien bekommen hat, findet in unserem Rother-Wanderführer “Bolivien”
die schönsten Wanderungen und Trekkingrouten des südamerikanischen Anden-Landes. Perfekt zur Vorbereitung und Planung für euer Bolivien-Abenteuer. Und als wertvolle Reisebegleitung passt das kompakte Büchlein in jedes Reisegepäck.
– ausführliche, zuverlässige Tourenbeschreibungen
– aussagekräftige Höhenprofile
– Wanderkarten zu jeder Tour
Ihr wollt noch mehr Bolivien-Abenteuer? Matthias Schopp nimmt uns im zweiten Teil seines Tourentagebuchs Bolivien mit auf die höchsten Gipfel des Landes:
Kommentarfunktion deaktiviert