Ein Gastbeitrag von Stefan Volgmann von Alpintrekker

Als Trainer und Mentalcoach für Höhenangst begegne ich immer wieder Menschen, die eine große Leidenschaft für die Berge haben, sich jedoch durch ihre Höhenangst nicht in die Berge trauen. Es ist mir ein besonderes Anliegen, diese Menschen zu unterstützen, ihre Ängste zu überwinden und wieder mit Freude in die Berge zu gehen. In diesem Blogbeitrag möchte ich meine Erfahrungen und meine Sichtweise als Trainer teilen und zeigen, was es bedeutet, Menschen auf diesem Weg zu begleiten.


Der erste Schritt: Die Entscheidung, sich der Angst zu stellen

Wenn Menschen zu mir kommen, haben sie oft bereits eine lange Geschichte mit ihrer Höhenangst hinter sich. Viele haben diese Angst schon seit ihrer Kindheit. Andere haben sie erst in den letzten Jahren entwickelt, zum Beispiel nach einem traumatischen Erlebnis in den Bergen. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Sie lieben die Natur, die Berge und das Wandern. Doch die Angst hindert sie daran, diese Leidenschaft voll auszuleben. Der Entschluss, sich dieser Angst zu stellen und ein gezieltes Training bei uns zu machen, ist für viele der erste große Schritt auf ihrem Weg.

Was mich immer wieder beeindruckt, ist der Mut, den manche Teilnehmer mitbringen. Es ist nicht einfach, sich einer solchen Angst zu stellen. Vor allem, wenn man weiß, dass man sich während des Trainings genau den Situationen aussetzen wird, die einem bisher Unbehagen bereitet haben. Für mich als Trainer beginnt das Vertrauen zwischen mir und den Teilnehmern schon in den ersten Minuten, wenn wir uns kennenlernen. Ich höre aufmerksam zu, frage nach und versuche zu verstehen, wo genau die Ängste liegen und wie tief sie verwurzelt sind.


Der Ablauf des Trainings: Schritt für Schritt zur Sicherheit

Unser Höhenangst-Training ist bewusst in verschiedene Etappen gegliedert. Dabei arbeiten wir immer auf zwei Ebenen: der mentalen und der physischen. Der mentale Teil ist mindestens genauso wichtig wie die körperliche Arbeit in den Bergen. Zu verstehen, warum die Höhenangst existiert und wie man sie kontrollieren kann, ist der Schlüssel, um langfristig sicher in den Bergen unterwegs zu sein.

1. Kennenlernen und Vertrauen aufbauen:

Das Training beginnt immer mit einem ausführlichen Gespräch. Mir ist es wichtig, dass sich meine Teilnehmer wohl und auch sicher fühlen. Nur in einer entspannten Atmosphäre kann man sich wirklich öffnen und mit der Angst arbeiten. Wir reden darüber, wie sich die Höhenangst äußert – ist es Schwindel, Herzrasen oder das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren? Oft kommen die Ängste in Momenten auf, in denen es keine offensichtliche Gefahr gibt, wie auf einem breiten Wanderweg. Aber der Gedanke, „was wäre wenn“, kreiert einen inneren Stress.

Hierbei helfen Techniken aus dem Mentalcoaching. Eine meiner Aufgaben ist es, den Teilnehmern zu zeigen, dass die Angst ein natürlicher Schutzmechanismus ist, der etwas übersteuert.

2. Kleine Übungen am Boden:

Bevor wir in die Berge gehen, machen wir oft einfache Übungen auf sicherem Boden. Dies kann das Balancieren auf einem kleinen Baumstamm sein oder das Laufen über eine schmale Linie. Diese Übungen wirken auf den ersten Blick trivial. Sie sind jedoch sehr hilfreich, um die eigene Balance und den Körper in schwierigen Situationen besser einschätzen zu können. Es geht darum, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückzugewinnen.

Ein großer Teil des Trainings besteht darin, die Wahrnehmung zu schulen: Wo setze ich den Fuß hin, wie halte ich meinen Körper stabil, und wie lenke ich meine Gedanken, wenn die Angst aufkommt? Dies sind kleine, aber entscheidende Schritte auf dem Weg zur Kontrolle über die Angst.

3. Der Aufstieg:

Der entscheidende Teil des Trainings beginnt dann in der Bergwelt. Hierbei suche ich immer Routen aus, die den jeweiligen Teilnehmern angepasst sind. Wir starten mit einfachen Wanderwegen und steigern den Schwierigkeitsgrad langsam. Auf keinen Fall möchte ich jemanden überfordern. Das Ziel ist es, die Angst Schritt für Schritt zu konfrontieren und gleichzeitig zu lernen, sie zu bewältigen.

Ich achte dabei stets darauf, dass ich in direkter Kommunikation mit dem Teilnehmer bleibe. „Wie fühlst du dich?“, „Was geht dir gerade durch den Kopf?“ – diese Fragen helfen mir, den mentalen Zustand meines Gegenübers zu verstehen und rechtzeitig zu intervenieren, falls die Situation zu stressig wird. Wenn wir einen schwierigen Abschnitt erreichen, mache ich mit dem Teilnehmer gemeinsam Halt, und wir analysieren die Situation. Statt zu sagen: „Da musst du jetzt durch“, nehmen wir uns die Zeit, um die Umgebung bewusst wahrzunehmen. Dabei ist die Körperhaltung, der Atem und der Blick wichtig.

4. Konfrontation und Bewältigung:

Im Laufe des Trainings wird es unvermeidlich zu Situationen kommen, in denen die Angst auftritt. Hier sind die erlernten Techniken gefragt. Durch Atemübungen und mentale Strategien zeige ich meinen Teilnehmern, wie sie sich in solchen Momenten besser kontrollieren können. Oft ist die reine Tatsache, dass man sich bewusst der Situation stellt und sie nicht vermeidet, schon ein großer Erfolg. Wenn ein Teilnehmer merkt, dass er eine schwierige Passage erfolgreich überwunden hat, entsteht ein unglaubliches Gefühl der Erleichterung und des Stolzes.

Es sind genau diese Momente, die meine Arbeit so erfüllend machen. Ich sehe, wie sich Menschen, die zu Beginn des Trainings noch von ihrer Angst dominiert wurden, langsam öffnen und beginnen, die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen. Das ist nicht nur ein großer Schritt in Bezug auf ihre Höhenangst, sondern auch ein Weiterkommen für das Selbstbewusstsein.


Nachhaltigkeit des Trainings: Die Angst nicht besiegen, sondern kontrollieren

Ein wichtiger Punkt, den ich meinen Teilnehmern immer wieder klar mache, ist, dass es nicht darum geht, die Höhenangst vollständig „wegzuzaubern“. Angst ist ein natürlicher und auch wichtiger Teil unseres Lebens. Sie sorgt dafür, dass wir in gefährlichen Situationen vorsichtig sind und nicht übermütig werden. Ziel des Trainings ist es, zu lernen, die Angst zu kontrollieren und in den richtigen Momenten zu regulieren.

Die Rückmeldungen, die ich nach den Trainings erhalte, sind oft sehr bewegend. Viele berichten, dass sie sich nicht nur in den Bergen, sondern auch im Alltag sicherer fühlen. Einige Teilnehmer haben nach dem Training neue, anspruchsvollere Touren geplant und mir Fotos von ihren Gipfelerlebnissen geschickt. Das zeigt mir, dass die Arbeit, die wir hier in den Allgäuer Alpen machen, nicht nur kurzfristige Effekte hat, sondern langfristig zu einer positiveren Einstellung und einem größeren Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten führt.


Warum Alpintrekker?

Bei Alpintrekker legen wir großen Wert darauf, dass jeder Teilnehmer genau die Unterstützung bekommt, die er benötigt. Wir bieten Einzeltrainings und Kleingruppentrainings an. Wir nehmen uns die Zeit, auf die individuellen Bedürfnisse einzugehen. Auch nach dem Training bleibe ich in Kontakt mit meinen Teilnehmern, falls sie Fragen haben oder bei zukünftigen Wanderungen Unterstützung benötigen.

Das Allgäu bietet uns dabei ideale Bedingungen für unser Höhenangst-Training. Die Berge sind hier vielseitig, und wir finden sowohl sanfte Hügel als auch anspruchsvolle Bergpfade, also perfekt, um das Training individuell anzupassen.

Fazit: Gemeinsam die Angst überwinden

Unser Höhenangst-Training bedeutet für mich, Menschen zu helfen, ihre Angst zu überwinden und die Berge wieder mit Freude zu erleben. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich sehe, wie meine Teilnehmer Schritt für Schritt über sich hinauswachsen und wieder Vertrauen in sich selbst und ihre Fähigkeiten finden.

Wenn du ebenfalls Höhenangst hast und diese gerne in einem sicheren und unterstützenden Umfeld überwinden möchtest, lade ich dich herzlich ein, bei uns im Allgäu vorbeizuschauen. Ebenfalls ist ab 2025 ein Höhenangst-Camp über sieben Tage auf Mallorca geplant. Gemeinsam finden wir einen Weg, wie du die Berge wieder genießen kannst. Ohne Angst, dafür mit Freude und einem gestärkten Selbstvertrauen.


Ein Gastbeitrag von Stefan Volgmann von Alpintrekker

Stefan Volgmann von Alpintrekker

Im Sommer wie im Winter, ob Ein-Tageserlebnisse oder Mehrtagesabenteuer. Geführt oder auf eigene Faust, Beginner oder Bergfex. Übernachten in Hütten oder Hotels, am Mittelmeer oder in den Hausbergen? Alpintrekker ist dein Partner am Berg.

Infos zum Höhenangst-Training sowie das weitere Angebot von Alpintrekker im Allgäu findet ihr auf ihrer Homepage:
https://www.alpintrekker.de/


Wer sich dann im nächsten Jahr an die Alpenüberquerung trauen möchte, findet in unserem Artikel bestimmt die passende Route:

Autor

Unsere Autoren schreiben nicht nur Bücher, sondern auch spannende Beiträge für den Rother Wanderglück-Blog. Vielen Dank an die besten Autoren, die es gibt! Vielen Dank, dass ihr so fleißig seid und uns hier auf unserem Wanderglück-Blog tatkräftig unterstützt!

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