Ein Gastbeitrag von Maximilian Kress
Mit Maximilian Kress unterwegs auf der Himmelsstürmer Route der Allgäuer Wandertrilogie
Maximilian Kress ist der jüngste Autor des Rother Bergverlags. Mit gerade mal 17 Jahren hat der junge Schwabe schon zwei Wanderführer im Hause Rother veröffentlicht! Und steht den renommierten „alten Hasen“ des Verlagshauses dabei um nichts nach. Maximilian wandert gerne und (fast) überall – besonders begeistert ist er von der „Himmelsstürmer Route“, auf der sich die Allgäuer Alpen auf alpinen Pfaden erwandern lassen. In diesem Artikel erzählt er Euch weshalb:
Die Wandertrilogie Allgäu – drei Fernwanderwege im Land der Berge, Wiesen und Seen
Die drei Fernwanderwege Wiesengänger Route, Wasserläufer Route und Himmelsstürmer Route eignen sich ausgezeichnet, um den Landschaftsreichtum des Allgäus zu erkunden. Man fasst sie als „Wandertrilogie Allgäu“ zusammen. Während sich die Wiesengänger Route mit dem Alpenvorland befasst und die Wasserläufer Route die Schluchten am Alpenrand erkundet, geht es auf der Himmelsstürmer Route hoch hinaus. Diese habe ich schon lange vor der Recherche für meinen Wanderführer bestens kennengelernt – und bin restlos begeistert:
Die Himmelsstürmer Route führt erst nördlich der Allgäuer Alpen entlang – häufig erhascht man vom Weg eine Aussicht auf die Seen bei Füssen. Dann überschreiten wir mehrere um die tausend Meter hohe Kammzüge und treffen im Schroth-Kurort Oberstaufen ein. Ab dort erwarten uns auf der Mehrtagestour der Wandertrilogie die Gipfel des Naturparks Nagelfluhkette und die Hörnergruppe nahe Fischen – wir wechseln die Höhenlage auf über 1800 Meter und schnuppern „dünnere Luft“.
Über Oberstdorf setzen wir den Fernwanderweg fort. Der durch die Vier-Schanzen-Tournee berühmt gewordene Tourismusort wartet mit allerlei Highlights auf. Insbesondere der Blick zum Steilgrasberg Höfats und die unzähligen Seen im Nebelhorngebiet tragen meines Empfindens zu den reizvollen Wandererlebnissen bei. Wir erkunden nun die Höhenlage der Gebirgsgruppen im Allgäu, die die 2000-Meter-Marke knacken. Den Abschluss der Etappenfolge macht das Tannheimer Tal, als „schönstes Hochtal Europas“ gerühmt. Aber nicht nur das sonnendurchflutete Tal ist ein Erlebnis, sondern auch die schroffen Felszacken aus Wettersteinkalk, die das Tal einrahmen.
Die Himmelsstürmer Route: Geschichtlich und geologisch ein gelungener Auftakt
Geschichte und Geologie finde ich spannend und die Himmelsstürmer Route hat da einiges zu bieten. Gleich die ersten Etappen sind ein Erlebnis zum Staunen und Genießen und versprechen Abwechslung pur.
Das Schloss Neuschwanstein ist Deutschlands berühmtestes Fotomotiv und war einst Heimat des legendären „Kini“ – König Ludwig II. (1845 – 1886). Am schönsten finde ich den Blick auf der dritten Etappe der Himmelsstürmer Route im Abstieg vom Tegelberg. Für mich ist es auf der kompletten Himmelsstürmer Route eines der beeindruckendsten Erlebnisse. Von der Marienbrücke hat man den schönsten Ausblick auf das Märchenschloss. Es thront über der Pöllatschlucht auf einem Hügel unterhalb des Säuling, dem sagenumwobenen Füssener Hausberg. Man munkelt, dort oben sei ein Hexentanzplatz. Jedenfalls belegt ist, dass König Ludwig II. im Alter von elf Jahren seinen Gipfel erklomm.
Neben Schloss Neuschwanstein und Säuling begeistert mich die Altstadt von Füssen, die direkt an unserem Weg liegt. Auch sehen wir beim Wandern immer wieder auf Forggensee, Bannwaldsee, Weißensee und Hopfensee. An Alpsee, Schwansee und Alatsee schlendern wir sogar direkt vorbei. All diese Seen entstanden nach der letzten Eiszeit – es sind sogenannte Zungenbeckenseen, die durch das Abschmelzen der Gletscher hervorgebracht wurden.
Dann erwandern wir die darüberliegende Höhenlage. Der nur gut über 1000 Meter hohe Falkenstein und das Burgkranzegger Horn, die wir auf dem weiteren Etappenverlauf überschreiten, entstanden als „Nebenprodukt“ bei der Alpenauffaltung.
Reizvolle Naturerlebnisse im Naturpark Nagelfluhkette
Der Nagelfluh – ein Konglomeratgestein – bringt am Nordwestrand der Allgäuer Alpen sehr markante Gipfel hervor, deren Nordwände teils von horizontalen Felsfluhen durchzogen sind. Auch die Wege der Wandertrilogie Allgäu widmen sich diesem Unikum.
Der Hochgrat (1832 Meter hoch) ist der berühmteste dieser Berge. Vom großen Kreuz an seinem höchsten Punkt genießen wir einen Blick über den gesamten Bregenzerwald, die Berge der Silvretta und der Bodensee glitzert in der Ferne. Nach über 1000 Höhenmeter Aufstieg auf das Haupt dieses Paradeberges haben wir uns eine Stärkung im urigen Staufner Haus verdient, einer heimeligen Hütte in der Hochgratkette. Über das in einem schattigen Tal gelegene „Allgäuer Sibirien“ setzen wir die Himmelsstürmer Route fort. Balderschwang ist bekannt durch seine eisigen Winter – Grund dafür ist die verhältnismäßig hohe Lage des Dorfes am Riedbergpass. Nicht von ungefähr kommt das Sprichwort: „In Balderschwang ist ein Dreivierteljahr Winter und der Rest des Jahres ist kalt“. Doch die Wanderer kommen trotzdem gerne hierher.
Über das Riedberger Horn, den Weiherkopf und das Rangiswanger Horn geht es weiter. Das Rangiswanger Horn ist einer der reizvollsten Aussichtsberge im gesamten Allgäu. An einem sonnigen Nachmittag Ende September 2009 stand ich erstmals dort oben – ein Ausflug, der meine Begeisterung für das Wandern und fürs „Draußensein“ weckte. Der Blick vom Rangiswanger Horn ins Illertal und hinüber zum Allgäuer Hauptkamm mit all den üblichen „Verdächtigen“ wie Hochvogel, Trettachspitze und Mädelegabel ist einzigartig.
Doch irgendwann müssen wir auch dieses nette Plätzchen wieder verlassen und weiterwandern. Über Fischen setzen wir unseren Kurs fort und erreichen Oberstdorf ganz im Süden des Landkreises Oberallgäu.
Für Familien noch ein kleiner Geheimtipp: Fischen lädt dazu ein, einen Tag „Wanderpause“ einzulegen. Der liebevoll angelegte Minigolfplatz und der „Eichhörnchenwald“ im Kurpark begeistern kleine Wanderer. Die Eichhörnchen sind dort handzahm und gar nicht scheu.
Das Finish über Oberstdorf
Oberstdorf ist das Zentrum des Alpinsports im südlichen Allgäu. Die „Bergschau“ am Marktplatz, die über die umliegenden Gipfel informiert, das Heimatmuseum, in dem der größte Schuh der Welt ausgestellt ist und die Kirche St. Johannes Baptist mit ihrem 66 Meter hohen Turm sind schon ein Erlebnis für sich. Doch die faszinierende Bergwelt rund um dieses „Mekka“ des Allgäus begeistert mich immer wieder aufs Neue.
Mehr als 40 Wanderungen habe ich rund um den Austragungsort der Vier-Schanzen-Tournee bereits unternommen. Zum Einlaufen wähle ich dabei stets gerne die Route zur Alpsiedlung Gerstruben, die mit malerischen Blockhütten und einem klasse Panorama aufwartet. Der tiefste alpine Gebirgssee, der Seealpsee, und die drei herben Seen auf dem Hochplateau Koblat sorgen unterwegs für eine Erfrischung der besonderen Art. Wilde Natur direkt im Einzugsgebiet der Nebelhornbahn und Programm des „Himmelsstürmers“. Auch wenn nicht Teil der offiziellen Himmelsstürmer Route, empfehle ich, ausgehend vom Nebelhorn, ein Besuch des Prinz-Luitpold-Hauses. Es ist die älteste Hütte des Deutschen Alpenvereins in den Allgäuer Alpen überhaupt und der Panoramaweg am Steilgrasberg Schochen vorbei ist einer der schönsten im Allgäu. Geheimtipp am Rande: Auch der Zwetschgendatschi auf dem Prinz-Luitpold-Haus ist ein echter Leckerbissen.
Zurück auf der klassischen Etappe des „Himmelsstürmers“ geht es nach einer Übernachtung im „Paradies“ – so wird der Boden mit den vielen uralten Ahornen an der Schwarzenberghütte im Volksmund genannt – nach Bad Hindelang. Diese hübsche Gemeinde im malerischen Ostrachtal ist geprägt von uralten alpinen Traditionen. Neben dem Kutschenmuseum, das direkt an der Himmelsstürmer Route liegt, besuchen jedes Jahr unzählige Touristen den Viehscheid. In Bad Hindelang heißt es dann nochmals auf die Zähne beißen: Uns steht nämlich noch ein Anstieg bevor – ins Tannheimer Tal, einem Hochtal in Tirol in über 1100 Meter Höhe. Gimpel, Rote Flüh und Schartschrofen – die markanten Kletterberge in Reichweite der Etappen – ziehen unsere Blicke an. Ein super Fotomotiv! Über den Aussichtsberg Aggenstein hinweg beenden wir die Himmelsstürmer Route in Pfronten im Landkreis Ostallgäu.
Zusätzliche Wanderungen gibt es im Wanderführer
Für diejenigen, die nach den Etappen noch Lust und Zeit haben oder aber gerne Tagestouren unternehmen, habe ich in meinem Wanderführer „Wandertrilogie Allgäu Himmelsstürmer Route“ zusätzlich noch 20 Rundwanderungen ausgewählt. Sämtliche Höhenlagen sind vertreten – ob Alpenvorland, sanfte Gipfel oder die größten Allgäuer Berge: alle Höhenlagen sind dabei. Neben anspruchsvollen Gipfelbesteigungen, die absolute Trittsicherheit erfordern, sind auch gemütliche Spazierrunden Teil der Sammlung. Drei davon kommen direkt an warmen Voralpenseen vorbei. Nach Genuss des Bergpanoramas und entspannenden Erlebnissen an den Uferpromenaden empfehle ich also immer auch noch einen Sprung ins kühle Nass!
Und hier noch die TOP-Tipps von Maximilian Kress:
Meine Checkliste für eine gelungene Wanderung im Allgäu:
- Besteigt einen Berg, der den Blick auf die markantesten Allgäuer Berge wie die Trettachspitze, die Höfats oder den Hochvogel freigibt!
- Wandert an einem See oder Wasserfall vorbei!
- Erkundet die geheimnisvollen Nadelwälder am Fuße der Berge!
- Legt eine gemütliche Rast auf einer Alphütte ein. Am besten direkt auf einer beweideten Alpe – denn eine Allgäu-Tour ohne Kühe geht nicht!
Die schönsten Seen, die ihr mit dem Wanderführer Himmelsstürmer Route besuchen könnt:
- Der Guggersee, in dem sich bei Windstille der Allgäuer Hauptkamm mit den Felsriesen Trettachspitze, Mädelegabel und Hochfrottspitze perfekt spiegelt (Tour 19, Variante)
- Seealpsee und Koblatsee im Nebelhorngebiet (Touren 27 und 29)
- Der Weißensee im Ostallgäuer Voralpenland (Tour 40)
- Der von einer Insel geschmückte Schrecksee als „schönster Bergsee Deutschlands“ (Tour 45)
Die schönsten Gipfel, die ihr mit dem Wanderführer Himmelsstürmer Route besteigen könnt:
- Der Grünten mit reizvollem Blick ins Alpenvorland und die Allgäuer Alpen (Tour 8)
- Das Rangiswanger Horn mit Aussicht hinab ins Illertal und zur Daumengruppe auf der gegenüberliegenden Bergseite (Tour 16)
- Der Aggenstein mit Aussicht auf die Ostallgäuer Seen und die Tannheimer Berge (Tour 35)
Meine persönlichen Lieblingsplätze:
- Das Rangiswanger Horn – besonders an klaren Herbsttagen lässt die Aussicht von diesem Berg der Hörnergruppe keine meiner Wünsche offen (Tour 16)
- Der Höhenweg zum Schochensattel gewährt mir Tiefblick auf den Seealpsee und Aussicht auf den berühmten Allgäuer Steilgrasberg Höfats (Tour 28)
- Der Guggersee wegen seiner grandiosen Lage vis-à-vis der höchsten Allgäuer Berge (Tour 19, Variante)
- Der Hinanger Wasserfall – für mich der schönste Wasserfall des Oberallgäus. Durch steile Felsrinne fällt ein breiter Wasserstrahl in einen bauchigen Felskessel, in dem man schön die Nagelfluhfelsschichten sieht (Tour 51)
Diesen Artikel hat Maximilian Kress verfasst.
Der jüngste Autor des Bergverlags Rother, Maximilian Kress (Jahrgang 2003), ist im Allgäu nicht nur auf der Himmelsstürmer Route unterwegs. Er wandert auch häufig auf Rundwanderwegen und hat deshalb seinen Wanderführer mit einigen Rundtouren in der näheren Umgebung des Fernwanderwegs ergänzt. Neben dem Rother-Wanderführer „Wandertrilogie Allgäu Himmelsstürmer Route“ hat er auch das Buch „Schwäbische Alb Mehrtagestouren“ verfasst, in dem er die drei Fernwanderwege Albtraufgänger-Weg, Burgenweg, Donau-Zollernalb-Weg und weitere Rundtouren vorstellt.
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