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In der Kolumne Philipps Bergkosmos schildert unser bergwütiger Autor in regelmäßiger Unregelmäßigkeit und mit einem Augenzwinkern seine Sicht auf die Bergwelt. Wie schaut es mit eurer Orientierung am Berg aus? Ist euch mit GPS und Co. der Sinn schon abhanden gekommen? Mit seinem »Kleinen Einmaleins alpiner Orientierung« führt euch Philipp auf den richtigen Weg. Hier geht’s lang >>>!

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Kolumne #3:
Das kleine Einmaleins alpiner Orientierung – Teil 2

Ich hoffe, Ihr habt Ostern alle gut überstanden und euch von der endlosen Sucherei und vom Schoko-Schock schon etwas erholen können. Ostern ist ja auch deshalb so schön, weil man den Bergen plötzlich ganz nahe kommt. Berge aus Schokoeiern türmen sich im viel zu kleinen Osternest und liefern den Indiz: vorbei das große Suchspektakel. Doch keine Sorge, als Bergsportler ist man auf Dauersuche. Nach der richtigen Bergtour (zumal mit Kindern), dem richtigen Partner (zumal, wenn noch weit entfernt von Kindern) und – so einfach wie banal – nach dem richtigen Wetter. Quengelnde Kids, sich anschweigende Erwachsene und spürbar durchnässte Regenkleidung signalisieren, dass das Suchen nicht permanent von Erfolgt gekrönt ist. Wer suchet, der nicht findet! Viel Vergnüngen mit meinem »Kleinen Einmaleins alpiner Orientierung – Teil 2« !

Das Rundum-sorglos-Paket GPS?

Es erntet Verständnis, wer auf der Suche nach Entspannung wenigstens die Routennavigation des Bergtrips stressfrei gestalten möchte. Drum schnell das GPS-Gerät ausgepackt – da kann der eigene Orientierungssinn einpacken. Oder? Dass letzteres ein Trugschluss ist, zeigen meine Ratschläge zur Orientierung im Gebirge – in zwei weiteren Kurzgeschichten eingebettet!

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Kurzgeschichte #3:
Mir wird’s zu bunt!
Alpine Markierungen im internationalen Vergleich

Frühling in der Schweiz, die Sonne strahlt verhalten vom Himmel. Höchste Zeit, die Wandersaison einzuläuten! Durch die weiß gefleckten Schneereste nördlich des Säntis sprießen Krokusse in herrlicher Farbenpracht, mal blau, mal weiß, violett oder gelb. Ein Traum in bunt, der unverkennbar den Frühlingsstart markiert. Nur wenige Meter nebenan, drei Wege kreuzen sich, zeigt ein ähnlich pompöses Farbspektakel den Routenverlauf an: Wanderwegmarkierungen! Gelbe Punkte, rote Kleckse, blaue Flecken leiten in gegensätzliche Himmelsrichtungen. Welchen Weg nur wählen? Das ist einfach, mutmaße ich, denn im Gegensatz zum Ansinnen der Krokusse, steht bei mir heute »Eingehen« auf dem Programm, gemütliches Warmlaufen.

Der Farbmalkasten der Bergwegmarkierung

Alten Gewohnheiten folgend, entscheide ich mich für den blau-weiß markierten Wanderpfad und wähne mich – gemäß dem Klassifizierungssystem winterlicher Skipisten – auf dem leichtesten Weg. Die Konfrontation mit der Realität lässt nicht lange auf sich warten, als sich mir abschüssige Schrofenpassagen in den Weg stellen. Statt Eingehen muss ich einsehen, dass in der Schweiz nicht nur die Uhren anders (in der Regel präziser!) ticken, sondern auch das Wegeleitsystem grundverschieden aufgebaut ist. Eine abendliche Internetrecherche klärt mich über länderspezifischen Besonderheiten auf:

  • Deutschland: Ein wenig einfältig ist man im deutschsprachigen Alpenraum schon. Ganz gleich, welcher Schwierigkeit zuzuordnen, werden hier sämtliche Wanderwege durch rote Punkte auf Baumstämmen, Felsen und Co. gekennzeichnet. Wer Infos zur Schwierigkeit sucht, wagt einen verstohlenen Blick auf die gelben Wegweiser des Deutschen Alpenvereins. Dort werden die Wege in blau (leicht), rot (mittel) und schwarz (schwer) eingestuft.
  • Schweiz: Vorsicht im deutsch-schweizer Grenzraum! Wer im Westallgäu noch auf blauem und damit leichtem Weg (siehe oben) flaniert, befindet sich in der nahen Schweiz unvermittelt auf einem alpinen Steig der höchsten Schwierigkeit (blau oder blau-weiß markiert). Etwas einfacher geht es auf roten (oder rot-weiß) besprühten Bergwegen zu, wohingegen sich Genusswanderer für die gelb ausgewiesenen Wanderrouten entscheiden.
  • Österreich: Ähnlich der deutschen Machart, leiten den Wanderer in Österreich rote Punkte durch die Natur, häufig mit einem – der österreichischen Landesflagge entsprechenden – zusätzlichen weißen Touch aufgepeppt. Auf den Wegweisern des Österreichischen Alpenvereins gibt man sich dagegen betont farblos: einzig rote (mittelschwere) und schwarze (schwierige) Bergsteige werden dort ausgewiesen. Verfechter leichter Touren sehen in Österreich folglich schwarz. Sprichwörtlich.

Orientierung im Schnee: Steinmännchen und Schneemänner

Mit neuem Wissen geht’s tags darauf erneut auf Tour, rot-weiß das Ziel, ein mittelschwerer Steig auf den Hohen Kasten in der Schweiz. Doch huch, vom Rot keine Spur mehr zu sehen? Ein Wintereinbruch über Nacht überdeckt schneeweiß alle Markierungen. Schon wieder bin ich planlos und möchte – wäre es nicht so deplatziert – fluchen: mir wird’s zu bunt! Da entdecke ich die Retter in der Not: kleine Steinmännchen, die selbst unter der Schneedecke verlässlich den Weg weisen. Den Stein, der mir vom Herzen fällt, drapiere ich auf dem einsamen Steinmann vor mir und stelle ihm – zur Feier des Tages – einen Weggefährten zur Seite: einen frisch gebauten Schneemann!

»Den Weg vor lauter Steinmännchen nicht mehr sehen«: Kleinkunstwerke unterhalb des Schafreuters im Karwendelgebirge. Foto ©: Philipp Irber
»Den Weg vor lauter Steinmännchen nicht mehr sehen«: Kleinkunstwerke unterhalb des Schafreuters im Karwendelgebirge. Foto ©: Philipp Irber

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Kurzgeschichte #4:
Schilderbaum ins Glück: Von Wegweisern 30 Stück!

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Und so möchte ich euch die mit Abstand ausgereifteste Prävention vor Irrungen und Wirrungen an dieser Stelle – und endlich im Wortsinn – schildern: Schilder!

Folgen wir den Schildern

Dass man es mit Wegweisern freilich übertreiben kann, zeigt ein neuerlicher Blick in die Schweiz. Auf Wegweisern sind dort nicht allein Orte und Gipfel ausgewiesen, nein, selbst Beschilderungen werden beschildert. Wegweiser zu Wegweisern, kein Witz! Es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis demnächst auch unbeschilderte Wege als solche ausgeschildert werden.

Wegweiser erleichtern die Orientierung – sofern man sie denn findet!


… and here we go!

Üppig bestücktes Hauptwegweiser-Exemplar im Schweizer Örtchen Urnäsch. Verlaufen? Ausgeschlossen. Foto ©: Philipp Irber
Üppig bestücktes Hauptwegweiser-Exemplar im Schweizer Örtchen Urnäsch. Verlaufen? Ausgeschlossen. Foto ©: Philipp Irber

Orientierung schulen: die Wanderkarte richtig lesen

Einstweilen leistet Bergsteigern auf unmarkierten Pfaden deren Standardwerkzeug treue Dienste: Wanderführer, Karte und GPS. Wer mal was ganz Neues ausprobieren möchte, lässt das GPS-Gerät ausgeschaltet und orientiert sich vorerst durch den Abgleich zwischen Karte und Realität: welche markanten Punkte erspähe ich sowohl auf dem bedruckten Stück Papier, als auch in der Landschaft um mich herum? Die ausgeprägte Rechts-links-Kombination des Wanderpfads? Eine charakteristische Felsnadel schräg vor mir? Die kleine Almhütte am Waldrand? Dabei gilt, je größer der Karten-Maßstab, desto detaillierter wird die Umgebung abgebildet, und desto leichter fällt die Identifikation. Höhenlinien einer topographischen Karte lassen das Abbild der Landschaft zudem plastisch erscheinen und Geländeformen erahnen – je enger die Höhenlinien beisammen, desto steiler ist der Berghang.

Auf Nummer sicher mit dem GPS

Netter Nebeneffekt all des Aufwands: der eigene Orientierungssinn wird fortwährend geschult und bleibt in Schuss! Und wenn der Schuss doch mal nach hinten losgeht, das Orientierungsvermögen dem schlechten Wetter zum Opfern fallen oder in einer Notfall-Situation in Mitleidenschaft gezogen wird? Spätestens dann schlägt die Stunde des GPS-Geräts, das einen zur trockenen Berghütte, zurück zum Start der Tour – oder in der Schweiz zum nächsten Hauptwegweiser führt!

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Orientierungssinn geschärft und dennoch auf der Suche nach weiteren Tipps zur Orientierung im Gebirge? Dann schaut in unseren »Alpin-Lehrplan 6: Wetter und Orientierung« rein!

Die Suche nach der richtigen Bergwanderung mit Kindern findet übrigens ein schnelles Ende, bekommt man die richtigen Bücher in die Hände: spannende Entdeckertouren für die ganze Familie bietet unsere Reihe »ErlebnisWandern mit Kindern«, zum Beispiel das Rother Wanderbuch »ErlebnisWandern mit Kindern Münchner Berge«.

PS:
Hat Euch die Kolumne getaugt? Dann lest gleich weiter und entdeckt hier Kolumne #1 und #2 aus
Philipps Bergkosmos:
#1 »Spekulatius-Berge und Kokosmakronen-Gletscher. Weihnachtsgebäck im Wandergepäck«
#2 »Fantastische Bergnamen und wo sie zu finden sind – ein närrischer Blick in die Welt der skurrilen und lustigen Gipfelnamen«

Autor

Philipp, gebürtiger Münchner, wohnt am Bodensee, dessen Größe er am liebsten von nahen Gipfeln aus der Vogelperspektive bestaunt. Er schwört darauf, dass mit einer Kombination aus Öffis, Radel und Wanderschuhen fast jeder Gipfel erreichbar ist – zumindest, wenn ein kraftspendender Nusszopf im Tourengepäck enthalten ist. In dieser Kolumne schildert er fortan in regelmäßiger Unregelmäßigkeit und mit einem Augenzwinkern seine Sicht auf die Bergwelt.

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