Erfahrungen von einer Mehrtageswanderung im Mount-Rainier-Nationalpark.
Ein Gastbeitrag von Jens-Uwe Krage, mehr unter https://toptrails.jimdo.com/

Der Northern Loop am Mount Rainier (USA)

Der Pazifische Nordwesten der USA wird vom Kaskadengebirge geprägt, das sich von der kanadischen Grenze durch Washington und Oregon bis in den Norden Kaliforniens erstreckt. Knapp zwei Autostunden südöstlich von Seattle erhebt sich mit dem 4392 m hohen Mount Rainier der gewaltigste Gipfel der aus zahlreichen Vulkanen bestehenden Gebirgskette. Reimar und ich haben uns im Nationalpark, der den Bergriesen umgibt, eine Trekkingtour auf dem Northern Loop vorgenommen, den wir durch einen Schlenker zum Mowich Lake auf fünf Tage verlängern.

Mit etwas Glück ergattern wir in einer Ranger Station noch eines der begehrten Permits (Genehmigung), ohne die man hier nicht zu einer Mehrtagestour aufbrechen darf. An den festgelegten, sehr einfachen Campgrounds gibt es unterwegs jeweils nur eine begrenzte Zahl von Zeltplätzen. Eine Online-Reservierung ist daher unbedingt zu empfehlen. Mitte September brechen wir bei herrlichem Spätsommerwetter am Sunrise Visitor Center auf.

Es dauert nicht lange, bis ein Rudel Schneeziegen unseren Weg kreuzt. Mit ihrem reinweißen Fell würden diese Verwandten der Gämsen in jeder Waschmittelwerbung eine gute Figur machen. Auch Hirsche, Murmeltiere und Pikas (Pfeifhasen) bekommen wir schon bald zu Gesicht. Auf eine Begegnung mit einem der hier ebenfalls heimischen Schwarzbären hoffen wir während unserer Tour jedoch vergeblich.

Der Northern Loop führt von den an der Baumgrenze auf etwa 2000 m liegenden ausgedehnten Wiesenflächen (hier Parks genannt) immer wieder in die tief eingeschnittenen Flusstäler hinab. Das heißt jedes Mal etwa 1000 Höhenmeter runter und natürlich auch wieder rauf. Das schwere Gepäck mit kompletter Zeltausrüstung und dem Proviant macht sich dabei deutlich bemerkbar. Doch die grandiosen Ausblicke auf den stark vergletscherten, derzeit als schlafend eingestuften Vulkan entschädigen für die Mühen.

Durch die Täler rauschen kräftige Bergflüsse die von den weit herabreichenden Gletschern gespeist werden. Die Überquerung auf schmalen Stegen ist manchmal eine etwas wackelige Angelegenheit. Insgesamt sind die Trails jedoch sehr gut gepflegt und stellen uns vor keine Probleme. Die Beschilderung an den Wegkreuzungen sorgt zudem für eine sichere Orientierung.

Eine große Attraktion der Tour sind auch die saftig grünen Urwälder an den Hängen des Mount Rainier. Sie profitieren von der feuchten Luft und den Niederschlägen, die häufig vom Pazifik heranziehen. So sind Felsen und Baumstämme von Moospolstern und Farnen überzogen, während Flechten wie lange Bärte von den Zweigen herabhängen. Hier fühlen wir uns wie in einem mystischen Märchenwald

Als wir nach fünf Tagen am Ende der 78 km langen Runde durch die Wildnis wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren, sind Wärme und Sonnenschein nun kühlen Wolken und leichten Schneeschauern gewichen. Das Wetter hat sich uns genauso abwechslungsreich gezeigt wie die Landschaften und die Natur am eindrucksvollen Vulkankegel des Mount Rainier.

Die Foto-Show zu dieser und vielen anderen Touren gibt es hier.

Weitere Impressionen aus dem Buch gibt es außerdem in diesem Video:

Der neue Rother Selection-Band „TopTrails Nordamerika West” präsentiert 30 Mehrtages- und Tagestouren in weltberühmten Nationalparks sowie in wenig bekannten Wilderness Areas, wie zum Beispiel die im Gastbeitrag beschriebene Tour. Er enthält alle wichtigen Informationen zur Vorbereitung unvergesslicher Outdoor-Unternehmungen. Außerdem wird auf die Besonderheiten beim »Backpacking«, wie Trekking in Nordamerika bezeichnet wird, eingegangen. Was muss beim Zelten in der freien Natur beachtet werden? Wie schützt man seinen Proviant vor Bären? Und wo bekommt man die erforderlichen Genehmigungen für die Mehrtagestouren?

ISBN 978-3-7633-3185-7,     26.90 Euro (D) • 27.70 Euro (A)
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